, Illing Martin

Antiziganismus? – Eine Erwiderung

Was hat der heutige Verein Alt-Heidelberg mit dem Verein Alt-Heidelberg während der NS-Zeit zu tun?

Das Interview in der RNZ vom 17.5.23, Seite 20, kann nicht unwidersprochen hingenommen werden.

Einen Zusammenhang zwischen dem heutigen Verein Alt-Heidelberg und jenem in der NS-Zeit herzustellen, sollte sich von selbst verbieten. Der heutige Vorstand und die Mitglieder des Vereins haben nichts mit dem antiziganistischen Agieren mancher Vorstände und Mitglieder des Vereins während der NS-Zeit zu tun, wie es in dem Interview suggeriert wird.

Als Stadtteilverein handeln wir selbstverständlich im Interesse der Altstadt. Daher wenden wir uns gegen die Pläne für einen überdimensionierten Neubau des Dokumentationszentrums. Für die Altstadt besteht eine Gesamtanlagenschutzsatzung, d.h. weite Teile der Altstadt stehen als Ensemble unter Denkmalschutz. Wenn wir dafür eintreten, dass die Gesamtanlagenschutzsatzung für alle zu gelten hat, um das Bild der Altstadt zu bewahren, hat das mit antiziganistischem Denken und Handeln nichts zu tun.

Der Verein Alt-Heidelberg hat die Beteiligung einiger Vorstände und Mitglieder an der Vertreibung von Sinti aus der Altstadt während der NS-Zeit durch die Universität Heidelberg in den Jahren 2015 und 2016 recherchieren und aufarbeiten lassen. Die Forschungsarbeit wurde veröffentlicht unter dem Titel Die Rolle des Vereins ‚Alt-Heidelberg e.V.‘ im Kontext der Vertreibung, Verschleppung und Deportation der Heidelberger Sinti während der NS-Zeit. Das Ergebnis der Recherche kann über folgenden Link nachgelesen werden:

recherchealtheidelberg_Sinti_u_Roma_VAH_1930er-Jahre.pdf

Auf einer Veranstaltung des Vereins Alt-Heidelberg im Februar 2016 wurde die Studie an Ilona Lagrene, die in den 1980er Jahren die Gründung des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma vorantrieb und unlängst dafür mit der Staufermedaille des Landes Baden-Württemberg geehrt wurde, übergeben. Ilona Lagrene würdigte gegenüber dem Verein Alt-Heidelberg die Studie als einen wesentlichen Beitrag zur Versöhnung und zur historischen Auseinandersetzung mit den Tatsachen der Vertreibung und Verfolgung und bedankte sich ausdrücklich beim Verein Alt-Heidelberg für diesen Impuls und sein Ergebnis.

RNZ_01.03.16, Auch Alt-Heidelberg half bei der Vertreibung der Sinti.pdf

Der Verein Alt-Heidelberg, Vorstand und Mitglieder, weisen die Diffamierungsversuche in der RNZ aufs Schärfste zurück. Sie lenken von der eigentlichen Diskussion um die Pläne für einen überdimensionierten Neubau des Dokumentationszentrums ab. Der Verein Alt-Heidelberg, Vorstand und Mitglieder, handeln und denken nicht antiziganistisch, erst recht stehen sie nicht „unter Verdacht“, wie die Überschrift des Aufmachers auf der Titelseite in derselben Ausgabe vom 17.05.2023 behauptet.

Wie mehrfach und unmissverständlich kommuniziert, vertritt der Verein Alt-Heidelberg den Standpunkt, dass das Dokumentationszentrum Heidelberg kulturell und gesellschaftlich bereichert.